Wollte man heute dem Leerstand entgegenwirken und die Stadt Wilhelmshaven wieder zu einem schönen Einkaufsort machen, müsste man als Einzelhändler tief in die Tasche greifen. Zu viel Miete, zu viele Sicherheiten und zu lange Vertragslaufzeiten verlangen heutige Vermieter.
Diese sind zumeist vertreten durch Verwalter, tätig für Erbengemeinschaften, Investorengemeinschaften und EigentümerInnen. Hier hat sich ein Bollwerk der Finanzen gebildet, das es keinem kleinen Unternehmer ermöglicht, in 1-A-Lage eine Existenz aufzubauen.
Im vom Vorsitzenden Lothar Heiungs geleiteten Zoom-Meeting am Montag-Abend, hatte die BASU mit ihren Gästen einige Hinweise und Rechercheergebnisse dieser Art zu vermelden. So ist es kein Wunder, dass die Einkaufszonen und die Einzelhändler im gesamten Stadtgebiet leiden, nicht nur das Zentrum sei wichtig in der Betrachtung.
Die BASU mahnt daher an, die Mieten drastisch an die pandemische Lage und danach anzupassen und keine Abschreibungsmodelle in Wilhelmshaven zu praktizieren. Birger Haines erinnert zudem den Vergleich mit anderen Städten an und wird Beispiele recherchieren, wie es andernorts gelingt, sich erfolgreich zu vermarkten.
Helga Weinstock bemerkt, dass der heutige Zustand das Ergebnis einer langen Entwicklung im Einzelhandel ist und dem veränderten Einkaufsverhalten des Kunden entspricht. Wenn es uns nicht gelingen wird, diese Tendenz zum Stehen zu bringen und besser noch umzukehren, so werden unsere Innenstädte bald nur noch von uniformen Handelsketten besetzt sein, die sich die Innenstadtlage leisten können. Aber auch die werden kein Problem haben, bei mangelnder Rentabilität, auf den Online Handel auszuweichen.
"Eine Stadt muss sich neu erfinden, um als Gesamtkonzept erfolgreich zu sein", so Lothar Heiungs, "Hier brauchen wir das Zusammenwirken aller politischen Kräfte. Ein reflexartiges Ablehnen von Ratsvorlagen, die aus dem nicht eigenen Lager kommen, erinnert an alte Strukturen ohne Zukunft."
Dialog: Die BASU wird sich dem nicht verschließen.
Lösungsorientierte und praktikable Konzepte müssen her, geboren aus dem Dialog aller demokratischen Kräfte. Ob eine Ablehnung des aktuellen Antrags der BASU mit dem Verweis auf die neue Wirtschaftsförderungsgesellschaft eine Lösung bietet, bleibt fraglich, wälzt man so doch die Entscheidungen auf Schultern mit begrenzten Möglichkeiten ab und zieht sich als Stadtrat aus der Verantwortung.
Eigentum verpflichtet!
Es braucht eine gemeinsame städtische Front gegen diejenigen, die unsere Stadt nur als Geschäfts- und Renditemodell sehen. Wilhelmshavens Lage, Flair und Charakter sind nicht verhandelbar und eintauschbar gegen Umsatz und Rendite der Eigentümer und Investoren.
Lothar Heiungs 1. Vorsitzender | BASU | Wilhelmshaven